Webinar „Die eigene Website“

Am 15.2.2013 habe ich gemeinsam mit Maren Paetzold das Webinar „Die eigene Website“ gehalten. Der Link zur Aufzeichung findet sich bei MeinBDÜ. Wie Sie sehen, muss man BDÜ-Mitglied sein, um den Link einsehen zu können. Das ist vom BDÜ so gewünscht – immerhin war das Webinar kostenfrei. Wieder ein Grund mehr für die Mitgliedschaft! In der Reihe „Betriebswirtschaft für Sprachmittler“ sind noch andere interessante Webinare zu sehen und zu hören.

Viel Spaß beim Ansehen und bei weiterführenden Fragen – Sie wissen ja, wie Sie mich erreichen.

Preisgestaltung

Hier, wie versprochen, das in der Neuauflage hinzu gekommene Kapitel zur Preisgestaltung:

Die Preise, die Übersetzer für Ihre Arbeit verlangen, können unfassbar weit auseinanderklaffen. Manche berechnen das pro Wort, was andere pro Zeile verdienen (45 Cent)! Ein Stück weit sind diese enormen Unterschiede berechtigt – ein Kollege mit 40 Jahren Erfahrung auf einem sehr gefragten Spezialgebiet kann sich teurer bezahlen lassen als die Berufsanfängerin. Dennoch sollten Sie sich nicht zu billig verkaufen – immerhin haben auch Sie Rechnungen zu bezahlen!

Empfohlen wird im Allgemeinen folgende Berechnung:

  1. Listen Sie alle Kosten auf, die bei Ihnen im Laufe eines gesamten Jahres anfallen, d. h. Miete, Nebenkosten, Versicherungen, Lebensmittel, Bürobedarf, Kleidung, Urlaub, Geschenke, Auto, Altersvorsorge, Einkommenssteuer – absolut alles. Dafür werden Sie vermutlich ein Jahr lang ein Haushaltsbuch führen müssen, ansonsten verschätzt man sich meist. Vergessen Sie auch den alle paar Jahre anfallenden Computer,  Einrichtungsgegenstände und Rücklagen für Unvorhergesehenes nicht! Nehmen wir an, Sie kommen so auf einen Bedarf von 40.000 Euro im Jahr. Diese 40.000 Euro im Jahr müssen Sie also verdienen.
  2. Nun rechnen Sie aus, wie viele Stunden im Jahr Sie arbeiten.  365 Tage im Jahr minus 104 Tage Wochenende, minus 7 Feiertage, minus 20 Urlaubstage, minus 4 Krankentage macht 230 Arbeitstage im Jahr (tatsächliche Zahlen können natürlich abweichen). An diesen 230 Tagen arbeiten Sie jeweils 5 Stunden, weil Sie nachmittags Ihre Kinder unterhalten. Somit kommen Sie auf 1150 Arbeitsstunden pro Jahr.
  3. Teilen Sie nun Ihren Soll-Verdienst durch die Arbeitsstunden. In unserem Beispiel kommen wir so auf 35 Euro pro Stunde.
  4. Nun müssen Sie feststellen, wie viele Zeilen bzw. Wörter Sie pro Stunde übersetzen. Dabei hilft es nicht, eine Stunde lang konzentriert zu übersetzen und am Ende die Zeilen nachzuzählen, vielmehr müssten Sie mindestens eine Woche lang Buch führen, wie viele Stunden Sie gearbeitet und wie viele Zeilen Sie in dieser Woche übersetzt haben. Immerhin geht ja auch Zeit für das Korrekturlesen, Erstellen von Angeboten und Rechnungen, Kundentelefonate, Marketing usw. drauf! Nehmen wir an, Sie kommen so in den 25 Stunden, die Sie pro Woche arbeiten, auf 800 Zeilen, macht 32 Zeilen pro Stunde.
  5. Teilen Sie nun den Stundensatz durch die Zeilen pro Stunde: In unserem Fall sind das rund 1,10 Euro. Diese 1,10 Euro (zzgl. der gesetzlichen Umsatzsteuer) müssen Sie somit pro Zeile verlangen, um Ihre Kosten zu decken.

Diese Methode ist jedoch nicht für sich allein genommen anwendbar. Denn genauso können Hobbyübersetzerinnen ihre Dumpingpreise verteidigen: Ohne Miete für ein separates Büro, ohne professionelle Software, ohne Versicherungen und ohne Steuer und mit einem Mann, der den Urlaub bezahlt, ist der jährliche Bedarf natürlich deutlich geringer, sodass sie einen deutlich geringeren Zeilenpreis erzielen muss. Umgekehrt: Wenn ich sehr teure Hobbys pflege, aber aus Mangel an Aufträgen in den fünf Stunden, die mir eigentlich pro Woche zum Arbeiten zur Verfügung stehen, nur 100 Zeilen übersetze, komme ich auf einen Zeilenpreis, den sicherlich kein Kunde bezahlen würde. Ausrechnen sollten Sie Ihren persönlichen Zeilenpreis so dennoch als Orientierung.

Ein wichtiger Anhaltspunkt ist der marktübliche Preis. Diesen erfahren Sie am besten aus dem „Honorarspiegel für Übersetzungs- und Dolmetschdienstleistungen“, der alle drei Jahre vom BDÜ veröffentlicht wird. Hier können Sie, nach Sprachrichtungen und Kundengruppen sortiert, den durchschnittlich von Kollegen berechneten Zeilen- und Wortpreis nachschlagen.

Beide Werte dienen nur der Orientierung – im Grunde sollten Sie für jeden einzelnen Kunden und für jede einzelne Textsorte Buch führen, wie lange Sie an dem jeweiligen Auftrag sitzen, um zu berechnen, für welche Textsorte Sie wie viel verlangen sollten. Andererseits könnten Sie in der Zeit, in der Sie all diese Berechnungen durchführen, eine ganze Menge Geld mit Übersetzungen verdienen.

Nehmen Sie für den Anfang den als Median angegebenen Preis aus dem Honorarspiegel. Wenn Sie zu diesem Preis ausreichend oder gar mehr Aufträge erhalten, als Sie bewältigen können, gehen Sie bei zukünftigen Angeboten mit dem Preis nach oben. Sind Sie mit dem höheren Preis ausgelastet, erhöhen Sie bei zukünftigen Angeboten wieder Ihren Zeilenpreis usw. So ertrinken Sie nie in Arbeit und verdienen dennoch stetig mehr.

Preiserhöhungen

Alles wird teurer. Eigentlich sollten Sie deshalb Ihre Preise jährlich der Inflationsrate anpassen. Leider jedoch macht sich mit Preiserhöhungen niemand beliebt, sodass diese Methode zum Verlust von Kunden führen kann. Ich persönlich erhöhe Preise bei Bestandskunden nur, wenn ich auf diese verzichten kann. Manche Kunden haben aus früheren Zeiten noch einen so niedrigen Preis, dass es nicht mehr rentabel ist, dafür zu arbeiten. In diesem Fall kann ein freundliches Schreiben mit einer Preiserhöhung dazu führen, dass der Kunde den neuen Preis schluckt und er für Sie wieder rentabel wird – oder aber er ist weg. Aber lieber ein Kunde weniger als einer, der sich nicht rentiert! Bei Kunden, für die ich gerne arbeite und die ich unbedingt behalten möchte, erhöhe ich die Preise nie – und schon gar nicht um mickrige 2 % im Jahr. Davon habe ich kaum etwas, verärgere jedoch den Kunden. Dennoch verdiene ich mit der Zeit mehr: Schaffte ich vor fünf Jahren beispielsweise noch nur 30 Zeilen pro Stunde des üblichen Kundentextes, sind es heute durch mehr Erfahrung mit dieser Textsorte und ein gutes TM 60 Zeilen – insofern hat sich mein Stundensatz verdoppelt. Wenn ich diesem alten Kunden beispielsweise 1,00 Euro pro Zeile berechne, komme ich auf 60 Euro pro Stunde – bei einem Neukunden hingegen, bei dem ich zwar 1,30 berechne, aber auch nur 30 Zeilen pro Stunde schaffe, nur auf einen Stundensatz von 39 Euro. Sie sehen: Zeilen- und Wortpreise sind nur bedingt miteinander vergleichbar. Wirkliches Kriterium ist Ihr realer Stundensatz, und den sollten Sie stets im Auge behalten.

SEO

Vor Kurzem ist meine neu designte Website online gegangen – vielen Dank an Nadiwitt für ihre hervorragende Arbeit! Wie in dem Webinar „Die eigene Website“, das ich letzten Freitag gemeinsam mit Maren Paetzold gehalten habe (BDÜ-Mitglieder können sich die Aufzeichnung ansehen; den Link gibt’s bei MeinBDÜ), erwähnt, habe ich einiges an Eigenarbeit in diese Website mit eingebracht – so stammt z. B. die Suchmaschinenoptimierung von mir. Die Website basiert auf WordPress und suchmaschinenoptimiert habe ich sie mit dem Plug-in All-in-One-SEO – nicht nur die Website an sich unter „Einstellungen“, sondern auch die einzelnen Unterseiten habe ich mit Titel, Beschreibung und Schlüsselwörtern hinterlegt. Darüber hinaus habe ich mit dem Plug-in „Random Content“, das für die zufällig wechselnden Inhalte in der rechten Seitenleiste sorgt, jede Menge Bilder untergebracht und jedes einzelne wieder mit Keywords versehen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Am heutigen 19.2.2013 erscheine ich bei der Eingabe von „Übersetzer Englisch“ bei Google auf der ersten Seite. Wenn man mal bedenkt, wie viele Übersetzer für Englisch es gibt, finde ich das ausgesprochen beeindruckend!

Bis vor ein paar Wochen war ich auch jahrelang bei der Eingabe von „Übersetzer Oldenburg“ ganz oben vertreten – dann fiel mir plötzlich auf, dass ich überhaupt nicht mehr angezeigt wurde. Ein Oldenburger Kollege, mit dem ich mir sonst die ersten beiden Plätze geteilt hatte, war auch verschwunden. Nur über Google Maps waren wir noch zu finden. Das ist nett, dort jedoch konkurriere ich direkt mit allen Übersetzern, die dort auftauchen, weil von keinem die Seitenbeschreibung zu sehen ist. Ich hatte den Verdacht, dass Google Seiten, die bereits bei Google Maps erscheinen, von den übrigen Treffern ausschließt und wurde bestätigt: Als ich bei meinem Google-Maps-Eintrag die Website von miriam-neidhardt.de zu übersetzer-oldenburg.de änderte (von der aus auf miriam-neidhardt.de umgeleitet wird), erschien zwei Tage später wieder wie gewohnt mein Eintrag ganz oben – und die andere Domain in Google Maps. So habe ich beides – besser kann eine Suchmaschinenoptimierung für den Wohnort nicht laufen!

Je mehr Freiberufler über Suchmaschinen zu finden sind, desto weniger Kunden werden auf Agenturen zurückgreifen müssen, weil sie schlicht keinen Einzelkämpfer finden, desto weniger sind wir Freiberufler von Agenturen abhängig – und desto freier können wir arbeiten.

Überarbeitete Auflage!

Nachtrag 15.2.13: Die überarbeitete Version ist bei Amazon bestellbar!

Exakt 400 Mal hat sich das Buch „Überleben als Übersetzer“ bis heute verkauft. Allen Lesern an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

Ich nehme dieses Ereignis zum Anlass stolz zu verkünden, dass die Tage eine überarbeitete Version erscheinen wird – bis dahin ist die Taschenbuchversion über Amazon leider nicht erhältlich (über mich direkt schon. Aber in der alten Version). Leider hat sich mit der Zeit gezeigt, dass nach dem ersten Lektorat eine unakzeptable Anzahl an Tippfehlern im Text geblieben ist und so hat sich Gabi François bereit erklärt, sich noch einmal intensiv meinem Baby zu widmen. Bei der Gelegenheit habe ich noch ein paar Punkte ergänzt, geändert und aktualisiert und gegenwärtig wird es richtig aufgehübscht: Christian Wöhrl formatiert den Inhalt so, wie es sich für ein Buch gehört. Den Kontakt zu Herrn Wöhrl bekam ich übrigens über meinen Namensvetter Fabian Neidhardt, den ich bei Twitter gefunden habe und der seinen Roman „Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem Türrahmen“ ebenfalls über CreateSpace veröffentlicht und darüber gebloggt hat. Aber das nur nebenbei. Die Wege der sozialen Netzwerke sind unergründlich.

Die E-Book-Version, die über dieses Blog, bei Amazon und bei Kobo erworben werden kann, ist bereits aktuell – dort geht die Aktualisierung sehr schnell. Die neue Taschenbuchversion wird noch ein paar Tage in Anspruch nehmen.

Die aktuelle Inhaltsangabe findet sich hier.

Hinzugekommen sind:

– Die Anleitung, wie man WordPress manuell installiert (hier gepostet)

– ein Kapitel zur Preisgestaltung (werde ich noch posten)

– das Kapitel „Kaltakquise“ ist etwas länger geworden

– Das Kapitel „BDÜ“ heißt jetzt „Berufsverbände“

– Bei den Empfehlungen sind uepo.de und die Duden Rechtschreibprüfung hinzugekommen

– Zum Thema „Hobbyübersetzer“ habe ich hinzugefügt:

Teilzeit = Hobby-Übersetzerin?

In den Augen der Arbeitswelt und per definitionem ist man nur ein Profi, wenn man in Vollzeit und hauptberuflich als Übersetzerin arbeitet. Gerade wir Frauen möchten oftmals jedoch gar keine acht Stunden am Tag arbeiten, z. B. weil wir Kinder haben, um die wir uns kümmern müssen, oder einen festen und sicheren Halbtagsjob. Bitte haben Sie nicht das Gefühl, dadurch weniger Profi zu sein – sofern Sie sich wie ein Profi benehmen! Die Anzahl der Arbeitsstunden ist ja nicht das einzige Kriterium.

Es ist allerdings so, dass auch noch im 21. Jahrhundert Frauen gerne den Stempel „Hausfrau und Hobbyübersetzerin“ aufgedrückt wird, wenn bekannt wird, dass sie nur halbtags arbeiten, und sie entsprechend weniger ernst genommen werden – was sich auf Auftragslage und Preise auswirken wird. Insofern rate ich in diesem Buch ausdrücklich dazu, den Eindruck einer vollberuflichen Tätigkeit zu vermitteln. Wie viele Stunden Sie tatsächlich arbeiten, bleibt Ihnen selbst überlassen. Ein bisschen Schein muss sein!

Wer die E-Book-Version über dieses Blog gekauft hat, kann sich gerne bei mir melden und erhält die neue Version für lau. Wer das E-Book bei Amazon gekauft hat, sollte dort ein Update erhalten. Wer das Taschenbuch gekauft hat, erhält ebenfalls eine neue E-Book-Version für lau. Wenn Sie keinen Beleg mehr haben: Ein Foto von Ihnen mit Buch reicht mir in diesem  Fall auch :-)