Anke Betz ist staatlich geprüfte und beeidigte Übersetzerin und Dolmetscherin für Englisch und Spanisch. Nach Abschluss ihrer Ausbildung am Institut für Fremdsprachen und Auslandskunde in Erlangen 2008 machte sie sich erfolgreich selbständig. Seit Herbst 2013 arbeitet sie auch als Dozentin für Dolmetschen und Terminologie an der Fachakademie für Übersetzen und Dolmetschen in Weiden. Sie ist außerdem Schatzmeisterin und Mitglied im Vorstand des BDÜ Bayern und hält auch Seminare für memoQ. Ihre Website mit Blog befindet sich unter www.a-z-translations.com.
Wie kamst du auf die Idee, Übersetzerin zu werden?
In meinem früheren Leben hatte ich eine Sackgasse erreicht. Nachdem ich zehn Jahre in den USA gelebt, (Musik) studiert und gearbeitet hatte, entschloss ich, meine Sprachkenntnisse zu nutzen und Übersetzerin und Dolmetscherin zu werden.
Wie hast du deine Spezialisierung gefunden und wie hast du dich dann in diesem Fachbereich spezialisiert?
Mein eigentliches Fachgebiet ist (klassische) Musik, denn ich wollte schon immer etwas mit Musik machen. Von klein auf habe ich diverse Instrumente gespielt, in Chören und Orchestern mitgewirkt und sogar mit Orgelspielen Geld verdient. Nach dem Abitur wollte ich nach Bayreuth und dort Kirchenmusik studieren, vorher sollte es aber noch für ein Jahr in die USA gehen, sozusagen bevor der Ernst des Lebens losging. Aus diesem Jahr wurden letztendlich aber zehn, in denen ich zunächst einen Bachelor of Arts in Music (Hauptfach Gesang) und dann eine Master of Music in Conducting, also Dirigieren, erwarb.
Nachdem aus meinem Traum, mit Musik mein Geld zu verdienen, dann leider nichts wurde, beschloss ich, meine zweisprachige Expertise fürs Übersetzen zu nutzen.
Wie kamst du an deinen allerersten Auftrag?
Ich wurde vom Kunden angeschrieben – er hatte mich über das Verzeichnis des BDÜ gefunden.
Arbeitest du vorwiegend mit Agenturen oder mit Direktkunden und hat sich das im Lauf der Zeit geändert?
Zu Beginn waren es fast ausschließlich Agenturen, aber inzwischen arbeite ich mit beiden, wobei sich das Verhältnis immer wieder mal ändert.
Was liebst du an deinem Job am meisten?
Dass ich meine eigene Chefin bin! Natürlich ist bei jedem Auftrag der Kunde quasi der Chef, aber wie viel, was und wann ich arbeite, bestimme ich.
Was hasst du an deinem Job am meisten?
Es gibt ja den Spruch, dass man als Selbstständiger selbst und ständig arbeitet. Aber das „ständig“ ist halt auch nur, wenn Arbeit da ist. Kein Auftrag bedeutet also keine Arbeit – und kein Einkommen. Dagegen bin ich natürlich mit Rücklagen gewappnet, aber schön ist es v. a. bei längeren Zwangspausen trotzdem nicht.
Was war dein bisher schönstes Übersetzungsprojekt?
Ein Jugendbuch aus dem Englischen ins Deutsche.
Welchen Tipp würdest du anfangenden Kolleginnen geben?
Legt euch eine gute Webseite zu und werdet Mitglied in einem Verband (das hat viele Vorteile: Vergünstigungen bei Versicherungen etc., Fortbildungsprogramme, und man steht in einer hochwertigen Liste), seit aktiv in Foren und auf beruflichen Plattformen (nicht nur für Übersetzer und Dolmetscher) und habt immer (!!) Visitenkarten dabei!
Wie hast du es geschafft, dir ein berufliches Netzwerk (zu Firmen, aber auch zu Kollegen) aufzubauen?
Indem ich mich an meine Tipps (s. o.) halte. :-)
Gute Webseite, Blog, Twitter, Verbandsmitgliedschaft beim BDÜ (bei dem ich in Bayern auch aktiv bin als Schatzmeisterin), Fortbildungen, Netzwerken überall (ich habe sogar schon einen Kunden beim Motorradfahren gewonnen!)
Welchen Tipp hast du für die erfolgreiche Kundenakquise?
Da muss ich ganz ehrlich passen, denn bis jetzt haben immer alle Kunden mich gefunden. Grundsätzlich möchte und muss ich das aber ändern und aktiver werden und nicht nur übers Netzwerken neue Kunden finden.
Was würdest du an deiner Ausbildung/an deinem Werdegang heute anders machen, wenn du könntest?
Ich würde schneller die Ausbildung als Übersetzerin und Dolmetscherin machen und (vielleicht sogar gleich) Konferenzdolmetschen studieren.
Was war deine bisher beste Anschaffung?
Mein Smartphone! Ich hatte mich lange dagegen gewehrt, dann versucht, mit einem Blackberry zu arbeiten, aber schließlich doch eingesehen, dass es v. a. unterwegs ohne nicht geht, wenn ich guten (Kunden-)Service bieten möchte. Ich war auch lange gegen iPhones, habe jetzt aber schon mein drittes, weil es m. E. zuverlässiger ist als Android und ein Wechsel absolut problemlos ist.
Genauso wichtig ist mir aber auch mein CAT-Tool (memoQ), das mich noch nie im Stich gelassen hat und ohne das ich nicht halb so gut arbeiten könnte.
Wie hältst du dich auch als alter Hase auf dem Laufenden?
Ich mache ständig Fortbildungen, auch über Webinare, zu allen möglichen Themen, auch solche, die ich in der Vergangenheit vielleicht schon mal besucht hatte, denn es gibt immer etwas Neues zu lernen und alles entwickelt sich weiter. Und ich lese viel, sowohl digital (Blogs, Foren etc) als auch analog.
Welche Bücher und/oder Veranstaltungen kannst du empfehlen?
Alles, was einem in einem bestimmte Bereich, sei es Fachgebiet, allgemein oder etwas Neues, etwas bringt, egal ob gedruckt oder live.